
Diesmal hatte der Skipper aber wirklich Geduld... wir waren zwischendurch nicht ein einziges Mal unsere LA PRIMERA besuchen, sondern erst jetzt nach über 5 Monaten.
Zu Hause haben uns viele Renovierungsarbeiten bis knapp vor unserer Abreise in Beschlag genommen.
Dieses Jahr starten wir dann hoffentlich gleich nach dem Werftaufenthalt, der für die Woche nach Ostern geplant ist.
Aber erst einmal führt uns unsere Anreise mit dem vollbeladenen Auto mit Zwischenstopps über Freiburg und Avignon.
Leider haben wir in Freiburg nicht allzu viel Glück mit dem Wetter. Es regnet, obwohl Freiburg doch bekannt dafür ist, sonnenverwöhnt zu sein.
Aber das hält uns nicht davon ab, von unserer Unterkunft hinunter in die, trotz Regens, schöne Altstadt zu gehen.

Am nächsten Morgen starten wir Richtung Avignon, unserem nächsten Zwischenstopp.
Ja, wir könnten auch die letzten 1100km durchfahren, aber wie heißt es so schön... der Weg ist das Ziel.

Wir haben gegenüber von Avignon, in Villeneuve-lès-Avigon eine Wohnung, direkt an der Rhone mit Sicht auf den Papstpalast.
Ein wirklich grandioser Blick.
Und auch das Wetter ist uns wohlgesonnen, so dass wir uns alsbald auf den Weg über die Brücke nach Avignon machen.

Uns direkt zu den Sehenswürdigkeiten zu begeben und an den Kassen anzustehen, das ersparen wir uns und nehmen das Flair dieser schönen, historischen Stadt aus einiger Entfernung auf.

Weiter geht unsere Fahrt.
Die letzten Kilometer liegen vor uns und wir treffen am frühen Abend an unserem Ziel in Roda ein.
Hier haben wir für die Woche des Werftaufenthaltes wieder die schöne Unterkunft Casa 24 gebucht.
Tagsdarauf fahren wir in den Hafen und wecken unsere LA PRIMERA erst einmal aus ihrem Winterschlaf.
Im Salon finden wir auch gleich unsere neuen Polster für das Cockpit.
Die können wir doch gleich mal testen.
Für die morgige Überführung in die Werft von Torredembarra entfernen wir alle Zusatzfestmacher, wie die Diagonalen und die Festmacher mit Federn, so dass wir morgen früh schnell starten können.

Auch dieses Jahr bekommen wir unterwegs einen Anruf, dass sich unsere Auskranung leider etwas verschiebt und so "dümpeln" wir noch eine halbe Stunde auf dem Meer herum.
Aber dann geht es an.

In drei Tagen soll die LA PRIMERA wieder startklar sein, nachdem die alljährlichen Arbeiten wie Rumpf polieren, Unterbodenanstrich (Antifouling), Motorölwechsel erledigt sind.
Wir setzen uns auf ein Getränk in das Al Capone, als wir wenige Minuten später erfahren, dass es einen Stromausfall gibt und die Arbeiten am Schiff erst einmal ruhen.
Bis nach Roda sind es zu Fuß am Strand entlang ca. 10km.
Wir machen uns auf den Weg und da es mittags ist, kehren wir zum Menu del dia in das Restaurant am Campingplatz in Roda ein.
Hier arbeitet Willi, den wir bereits aus dem Restaurant La Mar am Hafen in Roda kennen. Da auch hier Stromausfall ist, fragen wir erst einmal nach, ob die Küche überhaupt geöffnet ist.
Aber da es sich um einen Campingplatz handelt, werden alle nötigen Dinge durch Generatoren am Laufen gehalten.
Und so kommen wir zu einem leckeren Mittagessen.

So richtig kann uns niemand sagen, wann wir wieder mit Strom rechnen können und was eigentlich passiert ist.
Da im Restaurant ein Fernseher läuft, erfahren wir, dass es in ganz Spanien diesen Ausfall gibt.
Man munkelt schon, dass die Russen dahinter stecken.
Wir gehen zurück in unsere Unterkunft und warten erst einmal ab.
Leider verabschiedet sich kurze Zeit später auch das Handynetz und wir machen es uns am Abend mit ein paar Kerzen gemütlich.
Aber auch als wir ins Bett gehen, gibt es noch keinen Strom. Zwischendurch kommen kurzzeitig Informationen rein, dass allmählich die Stromversorgung in den großen Städten wie Barcelona, Madrid... wieder hochgefahren wird. Angeblich sind auch Portugal und Teile Frankreichs vom Blackout betroffen. Eigenartig.
Nach 13 Stunden dann, nachts um 2 Uhr geht auch bei uns das Licht wieder.
Aus den Nachrichten, die wir nun wieder empfangen, erfahren wir, wie groß das Ausmaß dieses Blackouts war. Um nur einiges zu nennen: Chaos auf den Straßen, da keine Ampeln funktionierten, steckengebliebene Fahrstühle, einkaufen ging maximal mit Bargeld, da keine Kartenzahlung funktionierte...

Es normalisiert sich alles schnell wieder und unsere LA PRIMERA kommt mit nur einigen Tagen Verspätung aus der Werft.
Dann können wir endlich "einziehen".

Der Skipper ist nicht so ganz mit der Spannung unserer Batterien zufrieden.
Aber kann das sein? Die wurden doch erst vor anderthalb Jahren erneuert.
Unser Elektriker Jaume checkt sie und...
ja, leider ist eine komplett tot.
Sie wird ausgebaut und wir belassen die anderen drei. Das sollte noch ausreichen, immerhin 720 Ah.
Ein neuer Regalschrank mit Beleuchtung wurde angefertigt und den müssen wir nun noch ein wenig "anpassen". Wir haben beim Ausmessen nicht an die Dicke der Türzarge gedacht und nun geht das kleine Klappfach nicht auf...🤦♀️
Eine lange Fuge oberhalb unserer Cockpitfenster muss erneuert werden, da sie undicht ist.
Und unsere Insektenschutzgitter in den Dachluken brauchen dringend eine Reinigung.
Nur, wie nimmt man diese raus, ohne gleich die ganze Innenverkleidung der Decke zu demontieren?
Aber uns bleibt teilweise nichts anderes übrig.
Für die Fenster im Salon muss allerdings eine andere Reinigungsmethode her, denn da müssten wir sonst sogar beide Handläufe von der Decke nehmen. Aber das wird wohl während der Fahrt gemacht.
Dann prüfen wir unsere unterschiedlichen Wetter-Apps. Je nach Windrichtung ist ein Plan, über das Ebro-Delta, die Columbretes, Ibiza, Formenterra, Mallorca und wieder zurück nach Roda zu segeln.
Oder der andere: über Menorca gen Sardinien und dort einmal das Thunfisch-Fest, den Girotonno miterleben.
Der Wind zeigt uns den Weg und wir entscheiden uns, Richtung Sardinien aufzubrechen.
Andrea, der Hafenmeister in Carloforte hält einen Liegeplatz für uns frei.
Einen Zwischenstopp auf Menorca planen wir ein, um den Mistral abzuwettern.
Dann genießen wir noch einen letzten Sonnenuntergang in Roda und starten in unsere Saison.

Wir verlassen gegen Mittag unseren Hafen in Roda mit Kurs Menorca.
Vorher tanken wir noch.
Viele Stunden können wir segeln und kommen gut voran. Gegen Abend schläft der Wind ein und wir starten den Motor.
Abwechselnd ruhen wir und am Morgen kurz nach Sonnenaufgang wirft Thomas seine Angeln aus.
Keine 3 Minuten später rattert die Angel und für das Abendessen ist gesorgt. Ein 9-kg-Thunfisch hat angebissen und ein Teil wird auch gleich tischfertig vorbereitet, der Rest eingeschweißt und eingefroren.
Unser Anker fällt nach 25 Stunden Fahrt in der Bucht Codolar de Biniatram.

Hier wollen wir für die nächsten Tage die Wetterdaten laden, aber leider ist wenig bis gar kein Internetempfang.
Wir machen uns am nächsten Tag auf den Weg nach Fornells in die geschützte, große Bucht.
Hier wettern wir den wechselnden Wind 2 Tage ab und fahren mit dem Dinghy an Land.
Ein neuer Hafen ist entstanden, aber noch nicht in Betrieb. Wie wir später erfahren, auch eher für Motorboote mit flachem Tiefgang geeignet.
Aber auch die Stadt selbst hat sich sehr zum Vorteil verändert und sieht wirklich schön aus.
Und wir haben Zeit, die restlichen Fliegengitter der Dachluken zu reinigen.

Der Wind passt noch nicht so recht für unsere Überfahrt nach Sardinien, also geht es für uns erstmal weiter nach Mahón.
Ein dickes Regengebiet mit Starkwind hat sich angekündigt und wir hoffen, es noch rechtzeitig in den Hafen zu schaffen.

Wir nutzen die Chance und tanken noch schnell voll.
Dann fahren wir die Mündung weiter durch in Richtung Marina Menorca und melden uns über Funk an.
Über uns wird es immer dunkler und es dauert keine Minute da prasselt es wie aus Kannen.
Zusätzlich fegen starke Windböen über uns hinweg und wir werden gebeten, diese noch abzuwarten, so lange mögen wir bitte nicht in den Hafen fahren. Also halten wir uns mit Motor und unserer Nase gegen den Wind an Ort und Stelle.
Eine viertel Stunde später können wir an den reservierten Liegeplatz.
Der Ausblick auf das Kraftwerk und die Industrie ist nicht so berauschend, aber wir liegen fest und nur das ist wichtig.

Einige Tage vergehen und wir besuchen Mahón mal von dieser Seite der Stadt.
Zufällig treffen wir Antonio, unseren Torqueedo-Verkäufer. Er hat nun hier im Hafen zu tun.

Nach einem kleinen Bootsausflug zur Insel Illa del Rei...

...entdecken wir beim anschließenden Stadtrundgang für uns ein neues Lieblings-Restaurant mit lecker zubereiteten Gerichten, das XAUXA.

Dann endlich ist es so weit und wir starten am frühen Morgen noch vor Sonnenaufgang um 5.15 Uhr gen Sardinien.
Unser erster Halt ist bei Andrea, dem Hafenmeister von der Marina Marinatour Carloforte auf der Insel San Pietro.
Hier wollen wir mal das Thunfischfest Girotonno miterleben.
Wir kommen nach 34 Stunden bei 12 Knoten Wind aber einer 2m-Welle an.

Über 4 Tage findet das Festival Girotonno statt.
Dabei geht es um die Tradition und Kultur des Blauflossenthunfisches (auch roter Thunfisch aufgrund des roten Fleisches genannt).
Er wird hier in den Monaten April bis Juni während seiner Laichwanderung in traditioneller Weise gefangen, der Tonnara.
Das ist eine Art Labyrinth aus festverankerten Netzen, welche in Kammern unterteilt sind.
Sogar die sonst so schmuddeligen Fähren haben sich schick gemacht und kreuzen über Top und Takel geflaggt zwischen den Inseln hin und her.

Nachdem wir in Carloforte bei reichlich Welle angekommen sind, gönnen wir uns in der gemütlichen Bar im Stadtinneren mit dem eigenwilligen Namen: Samaketo Coffee House ein kühles Getränk. Dies gibt es hier immer mit einer kleinen Platte Schinken, Wurst und Chips..., einfach so, ohne dies zusätzlich zu bestellen.
Es ist gemütlich, von unserem Platz aus dem bunten Treiben des Ortes zuzusehen.

Man kann in diesen Tagen Live-Kochvorführungen, Musik, Verkostungen und Kochwettbewerbe zwischen 8 teilnehmenden Ländern erleben, der sogenannten World Tuna Competition.
Dabei treten 4x2 Länder gegeneinander an, bereiten nach ihrem Gefühl hinter den Kulissen den Thunfisch zu und lassen das Publikum testen und danach seine Bewertung anhand von Punkten abgeben.
Wir haben noch Karten für Portugal gegen Peru bekommen und nehmen im Schatten an den Tischen Platz.
Neben uns setzt sich ein deutsches Pärchen und wir kommen ins Gespräch.
Carola und Wolfgang sind ebenfalls mit ihrem Segelboot der Sun & Fun hier in Carloforte und haben einen festen Liegeplatz in einer anderen Marina.
Am Abend findet direkt auf einer Bühne an unserem Hafen ein Livekonzert der Band The Kolors statt. Das schauen wir uns gemeinsam an und sind anschließend bei uns an Bord. Es wird ein lustiger, interessanter und langer Abend
In den nächsten Tagen tauscht man Tipps und Ideen rund um das Boot aus.
Dann geht es für die beiden erst einmal wieder gen Heimat.
Wir bleiben in Verbindung.

Wir schauen uns noch an, wie Köche aus der Region einen großen Thunfisch zerlegen.
Fast alles des Tieres davon wird genutzt und verarbeitet.

Und natürlich darf auch ein Besuch in der Pizzeria Lo Scugnizzo nicht fehlen. Dort gibt es eine sooo leckere frittierte Calzone.
Man denkt, sie wäre richtig fettig und man hat danach einen unangenehm vollen Magen, das ist aber nicht der Fall. Sehr zu empfehlen.

Nach 8 Tagen verlassen auch wir Carloforte.
Andrea hat auf seinem Hafenboot einen stattlichen Thunfisch liegen, knapp 1,40m lang und 32 kg schwer.
Zum Abschluss schenkt er uns ein großes Stück davon. Nochmals lieben Dank dafür!

Einen Halt für die kommende Nacht machen wir in der Bucht La Caletta im Südwesten der Insel San Pietro.
Am nächsten Tag verlassen wir die Insel und es geht entlang des Capo Sandalo bis nach Masua.
Der Anker fällt in der schönen sandigen Bucht vor dem Spiaggia di Masua. Ganz in der Nähe des Zuckerhuts, dem Pan di Zucchero, ein imposanter Felsen.
Er heißt so, da er eine gewisse Ähnlichkeit mit seinem großen Bruder in Rio de Janeiro hat.
Hier bleiben wir, weil es so schön ist, gleich 2 Tage.

Allmählich machen uns aber unsere restlichen 3 Versorgungsbatterien Ärger.
Abends gegen 22 Uhr sind diese noch voll geladen und morgens um 6 Uhr schlägt es Alarm und die Spannung liegt nur noch bei 10,7 V.
Unser Kühlschrank geht aus, das ist gefährlich für unseren gefrorenen Thunfisch und auch die Eiswürfel für erfrischende Getränke bei der Hitze.
Da muss eine Lösung her, sonst können wir in den nächsten Wochen nicht mehr wirklich ankern, denn auch der Anker geht nur noch mit letzter Batteriekraft hochzuziehen.
Wir verlassen diesen wunderschönen Ankerplatz und machen noch einen kleinen Badestopp in der Cala Domenica.
Hier muss man sich scheinbar wirklich am Vormittag einen Ankerplatz suchen, wenn die ersten Boote gegen 9.30 Uhr ihren Platz verlassen.

Wir haben einen Tipp bekommen, doch mal zur kleinen unbewohnten Insel Mal di Ventre im Westen von Sardinien zu fahren.
Etwa 40 Seemeilen liegen heute vor uns und wir können 18 Uhr an einer der freien Bojen festmachen.
Wir versuchen mehrfach vorher über die Seite im Internet, für die Boje zu zahlen.
Leider schlägt dies immer wieder fehl.
Der Skipper taucht nochmal zur Sicherheit die Boje ab und dann lassen wir den Tag ausklingen. Die Möwen, die die Insel belagern singen ihr Lied.

Da sich am Vormittag kräftiger Gegenwind angesagt hat, lösen wir beizeiten die Leinen und machen uns auf den Weg nach Bosa.
Dort haben wir einen Platz für 2 Tage reserviert.
Die Sonne verwandelt das Meer vor uns in eine spiegelnde Oberfläche.
Wir segeln gute 15 Seemeilen, bis wir eine Fischerboje überfahren.
Die Leine hat sich genau an unserem Kiel verfangen und das Boot stoppt.
Wir bergen die Segel und der Skipper versucht uns unter Motor langsam rückwärts aus der Leine zu befreien.
Leider hängt da noch mehr Gezumsel dran und der Propeller verfängt sich ebenfalls in der Leine.
Nun aber schnell reagieren, denn der Wind frischt schon auf.
Erst versucht der Skipper es nur mit Flossen, aber dann macht sich das Tauchequipment, der Air Buddy bezahlt.
Ja klar, es ist immer ein Aufwand, alles anzulegen, aber letzten Endes hat es sich gelohnt.
Der Skipper taucht ab und entfernt die Leine und Teile von Kunststoffschwimmern. Es vergehen eine gute halbe Stunde, in der ich an Deck etwas angespannt bin.
Aber dann taucht der Skipper wieder auf und wir können nach 45 Minuten den Motor starten und erreichen gegen Mittag den Hafen von Bosa.

Ganz außen am Steg der Marina Nautica Pinna machen wir in der Flussmündung des Temo fest.
Dies ist hier eher eine familiäre kleine Werft, statt einer Marina. Sanitäre Anlagen wie WC und Dusche sind rar.
Wir wettern hier den vorhergesagten Wind ab und bleiben 3 Tage, besuchen die Stadt mit ihren bunten Häusern und die reizvolle direkte Umgebung.

Direkt auf dem Hafengelände befindet sich eine hawaiianische Loungebar mit Blick auf den Hafen, geführt von ganz charmanten jungen Gastgebern.
Jeden Tag schauen wir mal in das WAIKIKI Cane Malu. Hier fühlt man sich einfach pudelwohl.

Der Skipper versucht das Problem mit unseren Versorgerbatterien zu lösen und fragt einen Werftelektriker, ob er mal die Spannung der Batterien durchmessen könne.
Als wir sehen, dass er das Messgerät bei eingeschaltetem Bordstrom an die Batterien hält, lassen wir das Thema lieber und hoffen, dass uns im nächsten Hafen in Alghero jemand weiterhelfen kann.
Beim Reservieren des Liegeplatzes dort fragt der Skipper schon mal nach einer Möglichkeit, einen geeigneten Elektriker in Anspruch zu nehmen.

Direkt von unserer Seite des Hafens aus geht es zur Bucht Cane Malu.
Wir machen uns auf den Weg.
Die Landschaft erinnert an eine Mondlandschaft und lädt zum Filmdreh ein.
Hier ist es zumindest mal nicht überlaufen, scheint wohl noch ein Geheimtipp zu sein.

Wir entscheiden uns, unsere Geburtstage in Alghero zu verbringen, verlassen Bosa und steuern die Marina Ser-mar an.
Am Nachmittag melden wir uns über Funk und Alessandro, der junge Chef, kommt uns mit seinem Boot entgegen, um uns beim Anlegen von der Seeseite aus zu helfen.
Sein Vater Frederico wartet am Steg und hilft von dort beim Anlegen.
Alles läuft entspannt und ohne Hektik ab.
Wir sollen doch erstmal in Ruhe ankommen und dann sehen wir weiter.
Welch ein symphatischer Empfang. Noch dazu begrüßen uns zwei große Delphine vor unserem Liegeplatz. Und auch ein deutscher Herr von der MOK WI heißt uns im Hafen herzlich willkommen. Er kommt ursprünglich aus Norddeutschland, wollte dem tristen Grau entfliehen und eigentlich nach Thailand, ist dann aber hier in Alghero hängengeblieben und wohnt nun glücklich auf seinem Boot.
Wie das Leben manchmal so spielt.

Eine knappe Stunde nach dem Festmachen steht ein junger Mann am Steg. Es ist Mauro, der Elektriker. Er hätte gehört, es gibt ein Batterieproblem.
Na das nenne ich mal Service.
Der Skipper schildert die Situation und Mauro erkennt sofort das Problem.
Er misst die verbliebenen 3 Batterien, eine davon können wir gleich für tot erklären. Die anderen beiden werden einem kurzen Stresstest unterzogen und wir lassen sämtliche Verbraucher über sie laufen. Auch da wird sichtbar, sie halten die Spannung nicht mehr.
Also raus damit.
Die Idee des Skippers ist folgende: da die Motorbatterie mit ihren 110 Ah zwar noch funktioniert, aber auch schon etwa vier Jahre alt ist, besorgen wir dafür eine neue und nutzen diese vorerst als Verbraucherbatterie.
Später, in unserem Heimathafen Roda wird diese dann ausgetauscht und als Verbraucherbatterien wird nun doch der Umbau auf Lithium vorgenommen.
So können wir jetzt wenigstens noch die letzten Tage etwas entspanntere Nächte beim Ankern und Segeln haben.
Der Kühlschrank zieht nachts ca. 50 Ah, das Ankerlicht auch noch etwas. Die Spannung zu halten, sollte die Batterie schaffen.
Also ran an den Aus- und Einbau.

Dann endlich ist Zeit für Alghero und unsere Geburtstage.
Als wir abends in die Stadt aufbrechen wollen, um in einem Restaurant zu essen, bietet uns Frederico an, uns zu fahren. Es ist doch sehr heiß und er macht es sehr gerne für uns. Das ist ja lieb.
Wir bleiben 7 Tage und haben ein schöne Zeit. Die Stadt mit ihrer alten, aus dem 16. Jahrhundert stammenden Stadtmauer und dem Altstadtkern ist auf jeden Fall einen Besuch wert.
Im 14. Jahrhundert wurde Alghero von den Katalanen in Besitz genommen. Auch wenn sich die Machtverhältnisse zwischenzeitlich geändert haben, die Sprache ist erhalten geblieben.
Bei unserem Spaziergang durch die Stadt entdecken wir am Strand einen hoch aufgeschütteten Haufen trockenen Seegrases.
Angeblich stammt der Name "Alghero" aus dem lateinischen Wort für Seegras ab.

Langsam neigt sich unser Törn dem Ende und wir starten zum Sonnenaufgang Richtung Menorca.
Wind und Welle passen und wir begeben uns auf den Weg.
Delphine spielen in unserer Bugwelle und verabschieden uns.

Wir kommen gut unter Segeln voran, aber es steht auch noch eine beachtliche Restwelle.
Nachts ist es klar und über uns ist ein traumhafter Sternenhimmel mit der Milchstraße zu sehen.
Abwechselnd schieben wir beide Nachtwache.
Gegen 1.30 Uhr bemerke ich, dass ich mit meinen Füßen im Küchenbereich im Wasser stehe und höre ein Geräusch, das sich nicht nach dem an der Bordwand vorbeirauschenden Wasser anhört.
Irgendwo kommt Wasser ins Boot und es wird schnell mehr. Die Bodenplatten in der Backbord-Achterkabine schwimmen allmählich auf. Ein Blick in den Schrank mit den Leitungen für den Wassermacher zeigt uns dann, woran es liegt. Ein Schlauch ist geplatzt. Nicht gut, aber wenigstens kein Wassereinbruch von außen.
Nun heißt es, Wasser schöpfen. Über eine Stunde sind wir beschäftigt.

Der Mond ist in der Zwischenzeit aufgegangen und auch Elon hat wieder eine Kette seiner Starlink-Satelliten ins All geschossen. Kurzzeitig können wir sie mit bloßem Auge sehen und wundern uns, was das da am Himmel ist.

Dann begrüßt uns der Morgen und der Skipper macht sich an die Reparatur und Austausch des geplatzten Schlauchs.

Nach 208 Seemeilen und 35 Stunden Fahrt fällt unser Anker in der Bucht Algaiarens auf Menorca.
Nun erstmal ausruhen und ausschlafen.
Oder auch nicht.

Beim Prüfen, ob sich der Anker gut eingegraben hat, bemerkt der Skipper, dass unsere Steuerbord-Bordseite total verdreckt ist.
Wir lagen in Alghero dicht an dicht mit unseren Nachbarbooten.
Auf der Steuerbordseite lag ein Boot mit Fendersocken über seinen Fendern.
Da man die verdreckte Mooringleine immer daran vorbeizieht, bleibt jedes Mal der Schmutz darin hängen. Und da unsere Boote so eng aneinander lagen, haben diese verdreckten Socken unser Boot zerkratzt. Daher haben wir uns auch vor Jahren, nachdem wir eine Saison schicke graue Fendersocken hatten, gegen diese entschieden.
Also ab auf den Bauch legen und von oben schrubben, sehr mühselig und zeitaufwändig.
Ach und dann fällt unser Blick auf unser Beiboot.
Und was ist das?
Och nö, unser Flicken, den wir vor 5 Jahren angebracht haben, hat sich durch die starke Sonneneinstrahlung und Hitze gelöst.
Also da mssen wir auch nochmal ran und das Boot neu flicken.

Am nächsten Tag geht es auf Richtung Mallorca. So recht können wir uns noch nicht entscheiden, da der Wind so unbeständig ist, peilen wir den Norden oder den Süden der Insel an?
Letzten Endes fällt unser Anker in der schönen aber vollen Naturbucht Cala Tuent.

Zwei Tage legen wir uns noch im Port Andratx an eine Boje.
Wir treffen uns mit ein paar Freunden zum Abendessen, bevor es dann wieder mit einem Nachtschlag nach Roda zurückgeht.

Wir kommen nach 19 Stunden Fahrt vor unserem Hafen an und machen noch einen kleinen Badestopp bevor wir anlegen.

Die nächsten Tage klarieren wir das Schiff für unsere Abreise und klären alles Nötige für die bevorstehenden Bauvorhaben an Bord.
Dann geht es mit dem Flieger zurück nach Deutschland.

Dort holt uns ein guter Freund vom Flughafen ab.
Einen besseren Shuttle-Service kann man sich nicht wünschen 😊
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