Spanien - Alicante bis Valencia

Wir zirkeln uns wieder den engen Kanal aus dem Mar Menor raus auf's Meer. Die Tiefenangaben auf der Karte stimmen nicht immer, teilweise zeigt unser Echolot nur noch 2,10m an. Es wird wieder eine Motorfahrt, zu wenig Wind.

Illa de Tabarca

Die grobe Richtung für unseren heutigen Törn steht fest, aber wir haben noch kein wirkliches Ziel.

Kurzerhand entschließen wir uns für die Insel Tabarca, 11 Meilen vor Alicante.

Auf der Seekarte ist sie komplett als Naturschutzgebiet gekennzeichnet, teilweise ist das Ankern dort verboten.

Im Internet lesen wir, dass auch der Bereich im Norden, wo wir ankern wollen, davon betroffen sein soll. Allerdings sehen wir dort einige AIS-Signale anderer ankernder Schiffe. Das schauen wir uns doch mal genauer vor Ort an.

 

In der Seekarte ist der Bereich nur als "Fischen verboten" markiert, also lassen wir den Anker fallen. Kristallklares Wasser!

Es gibt das obligatorische Ankerbier während der Skipper die Eintragungen im Logbuch vornimmt. Dann kommt ein Motorboot angefahren, steuert direkt auf uns zu. Ein Fischer oder doch was Offizielles?

Es ist ein Boot der Park-Ranger. Ihre Aufmerksamkeit gilt den beiden Angeln, die der Skipper am Heck angebracht hat.

Da wir momentan aus bekannten Gründen mit Fisch ausreichend versorgt sind, sind die Angeln derzeit "außer Betrieb". Dennoch werden wir gebeten, diese aus den Halterungen zu nehmen und sie unter Deck zu verstauen. Sie bedanken sich und fahren weiter.

Wenn die Angeln deren einziges Problem ist, scheint Ankern hier wohl erlaubt zu sein.

Nun sind wir beruhigt, lassen das Dinghi zu Wasser und schauen uns das kleine Eiland so kurz vor Sonnenuntergang  schnell mal an.

 

Es gibt einen Teil der Insel, der nur auf Touristen ausgelegt ist. Gleich in der Nähe des Fähranlegers befinden sich Restaurant an Restaurant.

Da wir außerhalb der Saison hier sind, haben die meisten davon bereits geschlossen.

Wir schlendern eine kurze Runde in Richtung des Leuchtturms. Hier ist es sehr idyllisch mit  einem kleinen Park voller Kakteen und anderer uns unbekannter Büsche.

Wieder zurück geht es am Fähranleger vorbei in Richtung des Ortes durch einen kleinen Torbogen.

Wie ausgestorben. Nur Katzen gibt es hier zu Genüge.

Vielleicht sollten wir uns eine als Rattenfänger mitnehmen? ;)

 

Auch die Polizei weiß sich hier naturverbunden fortzubewegen.

Eine schöne Kirche und einen kleinen Dorfplatz gibt es. Wir finden noch eine Taverne, in der wir eine Kleinigkeit zu essen bekommen.

Die Sonne ist bereits untergegangen als wir zum Dinghi zurückkommen.

Welch Glück muss man hier keine Gezeiten mehr berücksichtigen.

Das Boot liegt wie wir es verlassen haben an seinem Platz.

Vorsorglich haben wir vor unserer Abfahrt das Ankerlicht angemacht, so ist es ein Leichtes, unser Schiff in der Dunkelheit zu finden.

Benidorm

Am nächsten Morgen heißt es gleich nach Sonnenaufgang Anker auf und Segel setzen.

Der Wind weht mit 10-12 Knoten aus West. Wir wollen ihn nutzen bevor er wieder einschläft.

Heutiges Ziel, rum um den Felsen von Calpe und dort geschützt vor dem SW bis W-Wind ankern.

Nach Alicante kommt erstmal ein Küstenabschnitt, welcher recht unbebaut und dadurch natürlich aussieht.

Aber dann drängt sich Benidorm mit seinen Massen an Hochhäusern ins Bild.

 

Eines davon sticht besonders ins Auge, gebaut wie ein großes "M" - Europas höchster Wolkenkratzer als Wohn- und Geschäftshaus.

Gerechnet auf die Einwohnerzahl, gilt Benidorm als Stadt mit der weltweit höchsten Dichte an Wolkenkratzern.

Aber möchte man hier wohnen?

Zwischenzeitlich mussten wir wieder mit Motorunterstützung fahren, aber nun geht unsere Fahrt endlich wieder unter Segeln weiter.

Zum 2. mal auf unserer Reise überqueren wir den Null-Meridian.

Wir steuern einen Ankerplatz gleich hinter  dem großen Felsen von Calpe an.

Hier kann die SW-Welle nicht reinschwappen und Felsen und Stadt geben Schutz vor dem Wind.

Allerdings lassen Fallböen vom Felsen es hier in der Bucht heftig wehen.

Es ist 17Uhr und wir fahren daher lieber noch ein Stück weiter.

 

Cabo de la Nao

Mit gutem Wind fahren wir  an einigen kleinen Naturbuchten entlang und beschließen, um das malerische Cabo de la Nao zu segeln. Noch knapp 2,5 Stunden Fahrt sind das.

 

 

Cala Blanca

Erst in der  Abenddämmerung erreichen wir  die Ankerbuchten vor  Cala Blanca bei Jàvea.

Hier sind zum Schutz des Meeresbodens, der mit Seegras bewachsen ist,  ausreichend Ankerbojen ausgebracht.

Davon schnappen wir uns eine und liegen fest. Zwei andere Segler liegen hier bereits. Leider verläuft der restliche Abend nicht ganz so geräuscharm wie man es sich in solch einer ruhigen, schönen Bucht wünscht. Der Segler neben uns meint, seinen Motor bis 22.45Uhr laufen zu lassen, entweder um seine Batterien zu laden, Heißwasser zu machen... wir wissen es nicht.

Nachts dreht dann der Wind und wir umrunden unsere Boje, die Wellen pitschern ans Heck, es ist etwas unruhig.

 

Morgens entschädigt dann für alles der Blick in karibisch blaues Wasser.

Wir gönnen uns bei 23 Grad Wassertemperatur ein kleines Morgenbad.

 

Eine traumhafte Bucht, die wir uns für die nächsten Jahre gleich mal vormerken.

Cullera

Unsere Reise geht unter Motor weiter bis nach Cullera. Entgegen der Vorhersagen kommt der Wind aus Ost statt aus West. Dennoch lassen wir  hinter der Hafeneinfahrt am Sandstrand den Anker fallen.

Ein schönes Fleckchen Erde.

Wir grillen von unserem Thunfisch und genießen die untergehende Abendsonne vor dem palmenumsäumten Strand.

 

Es ist Samstagmorgen und gefühlt alle Fischer des Ortes strömen auf's Meer.

Nachdem der Skipper gleich nach dem Aufstehen sein vielleicht letztes Mittelmeer-Morgenbad in diesem Jahr genommen hat,...

...heißt es 9Uhr Anker auf  und weiter Richtung Valencia.

Wir wollen zeitig dort sein, denn ab dem frühen Nachmittag sind Böen von 26 Knoten angesagt.

 

Wir können segeln, mit Seitenwind von 6 Knoten machen wir  heute immerhin 5,5 Knoten Fahrt.

Kurz vor Valencia gibt    der Wind nochmal ordentlich Gas und wir legen eine richtige Rauschefahrt mit knapp 9 Knoten   hin. Bei 20 Knoten Seitenwind reffen wir dann aber auch die Segel, schlengeln uns durch die auf Reede liegenden und  vorbeifahrenden Frachter  und steuern auf die Hafeneinfahrt von Valencia zu.

 

 

Valencia

Hier haben wir uns wieder vor ein paar Tagen per mail angemeldet, es wurde prompt sehr ausführlich reagiert.

Dennoch sollen wir uns bei unserer Ankunft über Kanal 67 melden. Wir werden gebeten, am Warteponton festzumachen und dort in das angrenzende Hafenbüro zu gehen.

Hier erhalten wir alle erforderlichen Informationen und können auch schon bald an unseren Liegeplatz.

Längsseits vor Kopf können wir im Hafen Nord festmachen.

Für die nächsten Tage werden schwere Unwetter mit Sturm und Regen aus Richtung Barcelona kommend vorhergesagt.

Da macht es keinen Sinn, gegen Wind und Welle in die Richtung zu fahren. Also wettern wir das ganze hier in Valencia ab.

Da gibt es bestimmt auch schlechtere Ecken als diese Stadt.

Nach Madrid und Barcelona ist sie übrigens die drittgrößte.

Nach unserer Ankunft wollen wir das schöne Wetter nutzen, um einen ersten  Eindruck von der Stadt zu bekommen.

Hier in Valencia haben wir uns auch mit Tino verabredet.

Wir haben ihn  damals beim Ankern vor Fisterra kennengelernt. Er war gemeinsam mit Martin, dem Eigner der Sauntress und Luis unterwegs.

Hier in Valencia liegt er mit einem anderen Schiff, welches er skippermäßig betreut, der Sweet Emotion.

Ein kurzer Blick in den Hafen der Superyachten verrät uns, das Schiff liegt dort, allerdings ist niemand an Bord.

Wir bleiben ja ein paar Tage, da wird ein Treffen schon noch irgendwie klappen.

 

 

Bei unserem ersten Rundgang durch das angrenzende  Stadtviertel an der Marina stoßen wir bereits auf beeindruckende Gebäude und genehmigen uns einen Cidre in einer gemütlichen, aber sehr lauten  Bar, dem El Ultramarinos.

Spanier eben. ;)

Wir treffen uns mit Tino und testen mittags das Menu del dia gleich bei ihm um die Ecke im El Rincón Del Grao. Ein wirklich sehr gutes Essen! Alles zusammen: Vorspeise, Hauptspeise, Nachtisch, Kaffee und ein Getränk zum Essen für 10Euro pro Person, wer kann dafür kochen?

Bei unseren Streifzügen durch das angrenzende Stadtviertel El Cabanyal finden wir dann in den folgenden Tagen auch noch eine hervorragende Pintxo-Bar, das Malafama. Ein kleiner Geheimtipp, echt lecker!

 

 

Die nächsten Tage erkunden wir zu Fuß die Stadt der Künste und Wissenschaften, die Ciudad de las Artes y de las Ciencias mit ihrer modernen Architektur.

Der ständig übertretende Fluss Turia wurde in den 80-er Jahren trockengelegt und im ehemaligen  Flussbett entstand ein Park, der 8km durch die Stadt führt.

An diesem Park, dem Jardìn del Turia, liegt die Stadt der Künste und Wissenschaften.

Auch die 6km entfernte Altstadt mit ihren vielen schönen, alten Gebäuden besuchen wir.

 

Wir hören aus der Heimat und in den Nachrichten, dass das Unwetter hier in Spanien erneut viel Schaden angerichtet und auch einige Tote gefordert hat.

Die Entscheidung, in Valencia zu bleiben, war richtig.

Ja, es war stürmisch, aber im Hafen waren wir in Sicherheit und auch Valencia selbst ist diesmal verschont geblieben.

Wir nutzen das schlechte Wetter, um am Schiff schon einige Arbeiten in Vorbereitung auf die "Einwinterung" vorzunehmen. Alle Bodenbretter nehmen wir dazu hoch und säubern darunter alles.
Dabei entdecken wir noch einen "letzten Fluch der Ratte".
Sie hat sich auch über ein Tetra-Pack passierter Tomaten hergemacht. Erst beim Hochnehmen läuft die ganze "Suppe" aus. So ein Biest!!!
Der Tisch an Deck müsste mal abgeschliffen und gestrichen werden, da lagert noch der eingefressene Fährenstaub von Travemünde drauf.
Tino leiht uns seinen Exzenterschleifer, so geht es doch wesentlich schneller als per Hand.

Angeln und Schleppgenerator werden gereinigt und unter Deck verstaut. Der Rest kann erst in Roda de Bara gemacht werden.

Wenn wir schon in Valencia sind, müssen wir doch auch unbedingt mal die Paella Valenciana probieren.

Wir  gehen  die Promenade entlang des Strandes zu einem dafür bekannten und von Einheimischen empfohlenen Restaurant, dem Casa Carmela.

Leider muss man die besagte Paella vorbestellen.

 

Schade, dann gibt es eben eine andere Ausführung mit Meeresfrüchten. Auch sehr lecker und sehr sättigend!

Unser Weg zurück führt direkt am Wasser entlang.

Hier am Strand  sehen wir, dass die Wellen noch recht hoch sind. Gut, dass wir die noch einen Tag lang abwarten.

 

 

Wir verabschieden uns von einer tollen Stadt und treten nun die letzten 150 Meilen unserer Reise an.

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Kommentare: 3
  • #1

    Immensen (Samstag, 26 Oktober 2019 20:18)

    Danke, danke, danke!!
    Die Episoden sind fesselnd und informativ und haben uns neugierig gemacht auf z. B. Nordfrankreich!
    Die Berichte werden uns fehlen wenn Ihr angekommen seid in Roda de Bera!
    Nochmals danke und liebe Grüße von Chris und Wil

  • #2

    Vati und Mutti (Sonntag, 27 Oktober 2019 16:34)

    Hallo, Ihr Lieben. Wir sind erleichtert und froh, daß Eure Entscheidung Wind und Wellen abzuwarten, goldrichtig war. Valencia ist aber auch eine stolze spanische Stadt mit prächtigen Bauten. Was war nun für Euch der schönste Eindruck? Wahrscheinlich alles zusammen. Es ist ja kaum zu glauben, daß sich Eure Reise dem Ende nähert. Der Beginn, 19. Mai, ist doch noch gar nicht so lange her. Wir wünschen Euch weiterhin eine gute und sichere Fahrt. Gruß von Vati und Mutti

  • #3

    Angelika & Thomas (Dienstag, 05 November 2019 21:49)

    Danke für eure lieben Zeilen.
    Wir hatten bisher wirklich eine schöne Reise.
    Toll, dass wir auch zum Reisen in bisher noch unbekannte Regionen annimieren können.