Portugal - Viano do Castelo bis Cabo da Roca

Was machen wir nun? Wieder mal keine Antwort auf unsere Liegeplatzanfrage im Hafen von Viano do Castelo? Bis dorthin sind es ca. 40sm, 7-8 Stunden Fahrt. Wirklich groß ist der Hafen nicht. Wenn dann kein Platz ist, besteht auch keine Möglichkeit zu ankern. Überall Ankerverbot. Und bis Porto ist es noch zu weit. Wir versuchen es in Viano.

Auf unserem  Weg  an der Küste entlang müssen wir ab der Grenze zu Portugal fast im Slalom fahren.

Gefühlt alle 100 Meter haben die Fischer ihre Netze aufgestellt und sie mit  schlecht sichtbaren Fähnchen markiert.

Wir erwischen irgendwie eine Route, auf der es halbwegs geht und wir nur minimal ausweichen müssen. Anders geht es da einem Segler, der uns folgt.

Dem scheint ähnliches passiert zu sein wie uns vor einiger Zeit kurz vor Cedeira.

Seine Fahrt verlangsamt sich, er nimmt einen Kurswechsel vor, fährt nun nicht mehr eng an der Küste entlang und steuert das weite Meer an.

Viano do Castelo

Wir erreichen am Nachmittag die Mündung des Flusses Lima und damit die Einfahrt zu Viano do Castelo, eine der schönsten Städte im Norden Portugals.

Der Hafen selbst befindet sich  hinter einer schwenkbaren Fußgängerbrücke und man soll sich vorher über Funk anmelden, damit diese dann geöffnet werden kann.

Davor befindet sich der Warteponton, an diesem machen wir uns erstmal längsseits hinter einem Katamaran fest.

Der Skipper sucht den Hafenmeister auf, um zu klären, ob wir auch draußen liegenbleiben können, denn  der Hafen erscheint uns doch  etwas zu klein und schon zu voll. Kein Problem, der Hafenmeister hat für uns momentan sowieso keinen geeigneten Platz, der tief genug wäre.

Na Glück gehabt, dass draußen am Steg noch der letzte Platz  frei ist.

Und warum kann man dann nicht mal auf die Mail-Anfragen reagieren?

Naja, er macht alles wieder gut, indem er uns viele Tipps gibt.

Wir sollen uns unbedingt die attraktive Altstadt anschauen, vielleicht noch das Krankenhausschiff Gil Eannes. Und wenn wir dann noch einen Tag zur Verfügung haben, müssen wir unbedingt auf den Berg, um uns die Kirche Santa Luzia anzusehen.

Wir bleiben also 2 Tage.

Impressionen unseres Stadtbummels

Viana wurde bereits vor etwa  400 Jahren  mit dem Fang von Kabeljau vor Neufundland reich.

Das sieht man auch an der schönen Altstadt mit ihrenverzierten Steinhäusern.

 Auf dem mittelalterlichen Platz Praça da República finden wir einen dreischaligen Brunnen aus der Renaissancezeit.

Er war damals die einzige Trinkwasserquelle und mit seiner zentralen Lage vor dem alten Rathaus der Treffpunkt der Stadt.

Zudem wurde er später von umliegenden Städten wie Caminha und Pontevedra kopiert.

Unser beschwerlicher Aufstieg zum Monte Santa Luzia über 660 Stufen... puh!

Und das bei 30 Grad in der Mittagshitze. Wir haben nen Knall!

Wir könnten den steilen Hügel auch mit der Standseilbahn hochfahren,  aber ein wenig Bewegung tut gut...

Und oben angekommen, werden wir mit einem herrlichen Blick über die Stadt und das umliegende Bergland belohnt.

National Geographic hat dieses Panorama als das drittschönste der Welt bezeichnet.

Am Nachmittag besuchen wir dann am Hafen das Museumsschiff Gil Eannes, welches von  1955 bis  1973 als Krankenhausschiff die portugiesische Kabeljau-Flotte in den Gewässern von Neufundland und Grönland unterstützte.  

Das Schiff bietet alles: Behandlungs- und Krankenzimmer, Zahnarztstuhl, Labor, Röntgengerät, selbst ein kardanisch aufgehängter OP-Tisch, damit auch bei heftigem Seegang die OP glückt und nicht zu tief geschnitten wird.

Unser Liegeplatz draußen vor dem Hafen am Warteponton vor  der Ponte Eiffel, am ersten  Tag noch ohne Nachbarn.

Dies ändert sich am nächsten Abend und an unserer La Primera  hat sich längsseits ein Franzose festgemacht, der wegen Platzmangels nicht in den Hafen kann.

Ebenso liegt unser Vordermann bereits im Päckchen und ein Norweger, der abends reinkommt und angeblich 3 Tage durchgefahren ist, möchte sich noch als Dritter dazulegen.  Das wird aus Sicherheitsgründen vom Hafenmeister nicht geduldet und man rät dem Norweger, zu ankern.

Nur wo, wenn überall Ankerverbot ist?...

Irgendwie bringt man ihn dann aber doch noch im Hafen unter.

Unsere Route führt uns weiter die portugiesische Küste entlang.

Begleitet werden wir dabei zur Freude des nautischen Offiziers endlich mal eine längere Zeit von Delphinen. :-))

Die Fotos möchte ich euch nicht vorenthalten, auch wenn es viele sind, sie sind doch sooo niedlich.

Porto

Auf unserem Weg Richtung Porto gibt es keine Schikanen durch Fischerfähnchen mehr.

Wir überlegen kurz, ob wir den günstigeren aber auch abgelegeneren Hafen Leixões anfahren, entscheiden uns dann aber doch für die Marina Douro.

Über Funk melden wir uns bei unserer Einfahrt in den Fluss, erhalten aber nach mehrmaligen Versuchen keine Antwort.

Sollen wir uns dann einfach längsseits gleich vorne an den langen Steg legen? Die Fingerstege sind ja meistens nicht lang genug für uns.

Wir versuchen es nochmal direkt vor der Hafeneinfahrt und sehen, dass uns ein Schlauchboot mit 2 Marineros entgegenkommt, die nun über Funk mit uns in Kontakt treten.

Man fragt, ob wir reserviert hätten. Betretenes Schweigen, als der Skipper meint, dass wir auf unsere Anfragen per mail keine Antwort erhalten haben.

Dann gibt man uns zu verstehen, dass wir gleich in der ersten Reihe in einer Box festmachen können, der lange Steg wäre für Katamarane. Man hilft uns beim Anlegen  mit den Leinen und gibt uns Informationen, wo und wie lange wir das Hafenbüro erreichen können.

Alle sind unglaublich nett und hilfsbereit. Eine schöne Sache ist auch, dass es jeden Morgen Brötchen gratis auf's Schiff geliefert gibt. Na gut, bei den Hafengebühren kann das ruhig mit drin sein ;)

Es gibt hier viele Boote, die für Tagesausflüge angeboten  oder auch als Hotelzimmer vermietet werden. Das sorgt für reichlich Trubel auf den Stegen, wenn dann auch mal größere Gruppen kommen, die dann ausgiebig feiern wollen. Nicht immer zur Freude der Stegnachbarn.

Die Marina selbst ist noch nicht alt. Ausgestattet  ist sie mit einem modernen Hafenbüro, einer schönen Flaniermeile mit vielen Sitzgelegenheiten und Restaurants, nur die sanitären Anlagen sind schon recht unansehnlich.

Da die Marina in Vila Nova de Gaia, auf der anderen Flussseite von Porto liegt, erkundigen wir uns im Hafenbüro, wie wir am besten in die Stadt kommen.

4 km sind es zu Fuß oder per Fahrrad und wir haben ja unsere Klappräder dabei. Also nehmen wir doch die. Kurz hinter der Marina gibt es ein Flusstaxi, welches direkt auf die andere Seite des Douro fährt. Allerdings ist man dann auch noch nicht in der Stadt, man müsste in die Straßenbahn steigen.

Wir planen unsere nächsten Tage hier in Porto, da es  mit bis zu 28 Knoten aus Ost blasen soll.

Impressionen aus Porto

Der Blick von unserem Liegeplatz in der Marina.

Noch sieht alles so friedlich aus.

Dann aber frischt es auf,  der Wind kommt vom Land das Dourotal herunter und beschert uns unruhige Nächte.

Lavadouro Público, das öffentliche Waschhaus ist gleich in der Nähe der Marina zu finden.

Hier wird noch auf traditionelle Weise in großen Trögen die Wäsche gewaschen und draußen zum Trocknen auf die Wäscheleinen gehängt.

Kurzerhand entschließen wir uns, die in der Marina gewaschenen Sachen hier bei Sonne und Wind  innerhalb kürzester Zeit kostenfrei zu trocknen.

An unserem letzten Tag gehen wir in das nahegelegene alte Fischerdorf São Pedro da Afurada, nur ein paar Minuten von der Marina entfernt.

Von hier weht abends der Duft nach frischgegrilltem Fisch herüber. Vor jedem Restaurant steht mindestens ein Grill, auf dem die Leckereien zubereitet werden.

Das wollen wir uns nicht entgehen lassen und können uns sogar gleich noch  am liefernden Gemüseladen verproviantieren.

Auf dieser Seite des Flusses, abseits vom Touristenrummel, in den kleinen Gassen von Afurada gibt es leckeres, ehrliches Essen zu fairen Preisen.

6 Tage bleiben wir, besuchen Porto, fahren mit dem Rad den Küstenweg Richtung Meer, nutzen den Schlechtwettertag, um am Blog zu arbeiten oder einfach mal zum Lesen.

Dann verabschieden wir uns von Porto und dem schönen kleinen Fischerort São Pedro da Afurada, tanken nochmal und nehmen weiter Kurs Richtung Süd.

 

Als wir vom Douro auf das Meer kommen, bemerken wir, dass vom Wind der letzten Tage noch eine 2m hohe Welle steht.

Wir peilen Aveiro an. Die Stadt soll sehr schön sein, daher überlegen wir, ob wir in den Hafen  6 Meilen weiter fahren.

Es bläst mal wieder mit 28 Knoten und der Fluss strömt uns mit  2 Knoten entgegen, daher bleiben wir  in der Bucht São Jacinto. Einige Boote liegen hier schon. Wir versuchen es zwischen einem Katamaran und einem Segelboot.  Leider ist es dort zu flach und wir liegen auf, kommen frei und legen uns gleich hinter die grüne Tonne an der Einfahrt.

Bis 21 Uhr halten die  Böen an, dann kehrt Ruhe ein und es kann eine angenehme Nacht werden.

Wenn da nicht ab 23 Uhr stündlich Fischer mit ihren Motorbooten an uns Seglern vorbeiheizen und die dadurch verursachten Wellen einem den Schlaf rauben.

 

Also gegen 7 Uhr Anker auf und diesmal fahren wir mit der Strömung von 3-4 Knoten. Nun  haben wir 8 Knoten drauf und motoren mit Hauptsegel dem  Sonnenaufgang entgegen.

 

 

Wir sind nicht die einzigen, die schon wach sind. Eine 4-köpfige Delphin- Familie begrüßt uns.  Ganz gemächlich ziehen sie an uns vorbei, mit  im Schlepptau ein Baby.

Und wieder recht unscheinbar und daher nur bei ruhiger See zu erkennen, ein Fischernetz.

Fast den ganzen Tag werden wir von Delphinen begleitet, sie schwimmen in der Bugwelle, mal links, mal rechts, tauchen unter La Primera hinweg und verbreiten mit ihrer spielerischen Art und den Lauten, die sie so von sich geben einfach gute Stimmung!

Da vergisst man auch schnell wieder schlaflose Nächte.

Kurz hinter Nazaré wird es mit 40 Knoten Wind von hinten ganz schön heftig.

Die Vorhersagen sprachen von Böen bis zu 26 Knoten...

Da der Himmel wolkenlos ist, können wir auch darüber nichts  ableiten.

Unser Ziel ist die Bucht São Martinho do Porto, die wie ein Omega aussieht.  Allerdings ist sie nach Nordwesten offen, wir haben Nordwind. Könnte also etwas schwierig werden, dort reinzukommen.  Wir sehen aus der Ferne, dass sich die Wellen am Eingang brechen, versuchen es dennoch und reiten mit den Wellen in die Bucht.

 

Dort angekommen ist vom abnehmenden Sturm nichts zu spüren. Da die Bucht nicht sonderlich groß und für uns nur in der Mitte wirklich tief genug ist, werfen wir dort den Anker. Er greift sofort und wird durch Wind und Welle ordentlich gefordert. Geplant war es zu grillen. Bei dem "Rollen" gibt es aber heute aus unserer "Vorratskammer"  nur ein Fertigsüppchen.

Kurz vor Sonnenuntergang und mit weniger Wind verlegen wir in Richtung der liegenden Fischerboote, um der einlaufenden Atlantikwelle zu entfliehen und mehr Ruhe ins Schiff zu bekommen. Dies gelingt nur  bedingt. Und so wird auch dies wieder eine schaukelige Nacht.

 

Daher starten wir wieder bei Sonnenaufgang und verlassen die Bucht. Diesmal steht uns die Atlantikwelle gegenüber und bricht sich in die Bucht. Aber der Skipper bringt Schiff und  Crew sicher aufs Meer.

Knapp 2 Meilen Richtung Lissabon überrascht uns dann mal wieder eine ca. 30cm hoheAnfangsboje eines Fischernetzes. Daran befestigt nicht mal tennisgroße dunkle Bälle. Bei solch einer glatten See schon kaum zu erkennen, wie denn dann bei Seegang?

Wir vermuten,  solche Netze sollen anscheinend  nicht von den Aufsichtsbehörden gesehen werden... für uns Segler sind sie gefährlich.

 

Vorbei am nun wirklich westlichsten Punkt des europäischen Festlandes, dem Cabo da Roca...

.. sind wir  nun auf demWeg nach Lissabon, dem letzten Ort  der Costa de Prata, der  Silberküste Portugals.

Wenn euch diese Episode unserer Tour gefallen hat, freuen wir uns wie immer über ein paar nette Kommentare.

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Kommentare: 3
  • #1

    Ch.+ M.Dolch (Donnerstag, 19 September 2019 12:20)

    Portugal Für Segler von der Ostsee(ich) ist das schon die große und weite Welt. Es sind sehr schöne Bilder von diesem Abschnitt euer Reise ,die Bildbeschreibung wieder einmal so „ich will da auch sein „auf kommt. Die Begegnung mit Delphine hohe See bis zu gigantischen Töpfen ist sicher sehr spannend , weiter so ! LG und gute Fahrt und immer eine Handbreit Wasser untern Kiel ✌️�

  • #2

    Volker (Donnerstag, 19 September 2019 23:39)

    Vielen Dank für die tollen Berichte. Super geschrieben und schöne, starke Bilder.
    Ich schmunzele dauernd und bin gespannt, wie es bei Euch weitergeht.
    Liebe Grüße aus Wendeburg,
    euer "Fan" Volker

  • #3

    Angelika & Thomas (Dienstag, 05 November 2019 21:35)

    Vielen Dank für eure lieben Worte und dass ihr dabei seid!!!